Zwinglistraße 56

Dresden-Gruna, Zwinglistraße 56

Frank Fiedler wurde in Dresden, Zwinglistraße 56 geboren (Hausgeburt). Sein Vater, der Grafiker Kurt Fiedler, hatte die Wohnung gewählt, weil er sich hier ein sonniges Atelier einrichten konnte. Zur Familie gehörte auch die ältere Schwester Sonja (*1922). Das Foto zeigt sie auf der Straße spielend, die Eltern schauen vom Balkon der Wohnung.

Dürerbundhaus

Dürerbundhaus

Seine Kindheit verbrachte Frank Fiedler in einem künstlerisch geprägten Umfeld in Dresden-Blasewitz. Das Wohnhaus der Familie, die Heinrich-Schütz-Straße 2, spielte einstmals in der deutschen Kulturgeschichte als Dürerbundhaus eine bedeutende Rolle. Die Familie Kurt Fiedler teilte sich eine Etage der großen Villa mit dem Schwager Edmund Schuchardt. Nahe der Elbe gelegen, erwachte hier die Liebe von Frank Fiedler zum Wasser und zur Gewässerfauna. Als seine Tante wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt wurde, lernte er hautnah die Folgen von Diktatur und Rassismus kennen. Weil sein Onkel sich nicht scheiden ließ, konnte dessen Frau als eine der wenigen Dresdner Juden und Jüdinnen den Holocaust in der Stadt überleben. Am 13. Feburar 1945 wurde das Dürerbundhaus zerstört, alle Bewohner blieben am Leben.

Erinnerungen von Frank Fiedler an Dresden: Dürerbundhaus | Luftangriffe

Frank Fiedler von seinem Vater gezeichnet

Schulausbildung

Frank Fiedler besuchte die 63. Grundschule in Blasewitz. Im Dürerbundhaus wohnte auch der wenige Jahre ältere Götz Heidelberg mit seinen Eltern. Beide besuchten später die Schillerschule Blasewitz. Ein Sohn von Manfred Koch vom bekannten Dresdner Unternehmen Koch & Sterzel gehörte zu Frank Fiedlers Schulfreunden.

Eichbusch

1945 Aufnahme in Eichbusch

Nach dem Verlust des Zuhauses infolge der Bombenangriffe auf Dresden fand die Familie Aufnahme in Eichbusch, rechtselbisch gelegen. Der Vater war hier geboren, das Haus gehörte inzwischen dessen Bruder Martin. Obwohl zum Familienbesitz eine kleine Landwirtschaft gehörte, lernte Frank Fiedler hier Hunger und Not kennen. 1948 starb seine Mutter Nanny, die er bis zu seinem Tod gepflegt hatte.

Die Familie zog nochmals für kurze Zeit nach Dresden-Gruna in die Schrammsteinstraße. Frank Fiedler konnte aufgrund der familiären Situation die Schule nicht mehr beenden. 1950 starb sein Vater. Als sein baldiger Tod abzusehen war, hatte er dem Sohn eine Ausbildung zum Neulehrer geraten.

Exponat aus dem Geschenk von Frank Fiedler an das Museum der Westlausitz in Kamenz

Fossilien

Unmittelbar nach dem Krieg hatte Frank Fiedler begonnen, sich für Fossilien zu interessieren. Aus dieser Zeit stammten ca. 10 Fundstücke aus der Kreide des Rathsteinbruches bei Freital, darunter eine große Austernschale und ein Stein mit mehreren Seeigelstacheln. Für die Examensarbeit von 1957 wurde eine Sammlung von Samen tertiärer Laubgehölze vom Hasenberg bei Wiesa angefertigt. Zusammen mit ca. 8 großen Stücken aus dem Karbon von Zwickau-Oelsnitz, einem Geschenk des dortigen Steigers Kurt Beier, der Examensarbeit und einer Sammlung wertvoller Literatur (darunter Bestimmungsbücher: "Die Laubgehölze der Braunkohlezeit", ein Buch der Urania-Reihe zu den Fossilien der Schreibkreide von Rügen und ein antiquarisches Bestimmungsbuch zu versteinerten Mollusken) hat Frank Fiedler diese Fundstücke Anfang der 1990er Jahre dem Museum der Westlausitz Kamenz als Geschenk übergeben.

Schule in Bischofswerda

Lehrer und Heimatforscher

Als Biologielehrer in Bischofswerda leitete Frank Fiedler häufig naturkundliche Arbeitsgemeinschaften. Nach 1970 publizierte er in heimatkundlichen und fachwissenschaftlichen Zeitschriften, zunächst ebenfalls Beobachtungen aus der Natur. Im Ruhestand widmete er sich zudem der Ortsgeschichte seiner früheren Wahlheimat Großdrebnitz und es entstanden viele Biografien.

Großdrebnitzer Kirche

Großdrebnitz

In Großdrebnitz war Frank Fiedler fast 10 Jahre als Lehrer tätig gewesen. Hier heiratete er 1957, und auch nach seinem Weggang hatte er noch lange enge familiäre und freundschaftliche Bindungen dorthin. Viele seiner späteren heimatgeschichtlichen Arbeiten bezogen sich auf das Dorf. So erinnerte er als erster an den verdienstvollen Großdrebnitzer Kirchschullehrer und Heimatforscher Bruno Barthel und die Chronik von Pfarrer Marloth, erforschte die historische Teichwirtschaft in Kleindrebnitz und das Salzfuhrwesen in Großdrebnitz und verfasste für die Sächsische Biografie Arbeiten zu Pfarrer Richard Garbe und dem Agrarwissenschaftler Bruno Steglich.

Die Forschungen von Frank Fiedler fanden umfangreiche Berücksichtigung in der deutschen und englischen Wikipedia.

Publikationen

Naturkunde

Die biologischen Arbeiten bezogen sich schwerpunktmäßig - direkt oder indirekt - auf die Gewässerfauna. Beobachtungen und historische Dokumentationen zum Fischotter und zu Fischen in der Wesenitz gehörten zu den wichtigsten Publikationen. Aber auch botanische und ornithologische Beobachtungen wurden von Frank Fiedler veröffentlicht. Die benachbarte Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft stellte für diese Themen wertvolle Anregungen bereit. In den letzten Jahren kamen Arbeiten zur historischen Verbreitung des Wolfes in der Umgebung von Bischofswerda sowie Beobachtungen von Waldeidechsen hinzu.

Publikationen

Biografien

Biografien bildeten einen Schwerpunkt in den heimatgeschichtlichen Forschungen von Frank Fiedler. Am Anfang standen Arbeiten zu lokalen Heimatforschern, zumeist wie Frank Fiedler Pädagogen, in heimatkundlichen Zeitschriften. Für das Internet verfasste er für die Sächsische Biografie Arbeiten zu Pfarrer Richard Garbe und dem Agrarwissenschaftler Bruno Steglich sowie viele Arbeiten für das Biographische Lexikon der Oberlausitz und schließlich entstand eine große Biografiensammlung als Buch. Zu den wichtigsten Arbeiten zählt hier eine Biografie über den Dichterförster Gottfried Unterdörfer, die nicht nur in einer heimatkundlichen Zeitschrift gedruckt wurde, sondern die Arbeiten von Gleichgesinnten inspirierte und die schließlich als eigenständiges Booklet erschien, über das in der Presse berichtet wurde.

Teichwirtschaft Kleindrebnitz

Teichwirtschaft

Neben seinen biologischen Kenntnissen verfügte Frank Fiedler über umfangreiche praktische Erfahrungen in der Teichwirtschaft, die er als langjähriger UTP-Lehrer ("Unterrichtstag in der Produktion") in der landwirtschaftlichen Variante sowie als nebenberufliche Aushilfskraft in der Binnenfischerei von Kleindrebnitz sammeln konnte.

Historische Teichwirtschaft im Raum Bischofswerda, Zwischen Wesenitz und Löbauer Wasser 3, Heimatblätter des Landkreises Bautzen, 1998

Zeugnisse früherer wirtschaftlicher Tätigkeit am Laufe des Weickersdorfer Wassers, Zwischen Wesenitz und Löbauer Wasser 4, S. 3-7, 1999

Wesenitz in Bischofswerda bei Niedrigwasser

Fischfauna

Beobachtungen von Fischen in der Natur wie beispielsweise in der Wesenitz sowie historische Recherchen wurden ergänzt durch Erfahrungen als Angler, Aquarianer und in der Kleindrebnitzer Binnenfischerei.

Zu den Veränderungen der Fischfauna in der ehemaligen Äschenregion der Wesenitz (1591-1989), Sächsische Heimatblätter 2, Verlag Klaus Gumnior Chemnitz, S. 127-133, 2003

Zu Biologie und Verhalten ausgewählter Fischarten in den Steinbruch-Restgewässern des Klosterberggebietes bei Demitz-Thumitz, NABU Landesverband Sachsen e.V.: Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen, Heft 8, S. 100-111, Leipzig, 2006

Eidechse im Garten am Hunger

Naturnahe Gartengestaltung

Erholung fand Frank Fiedler mit seiner Frau im Garten "Am Hunger". Sein besonderes Interesse galt den Obstbäumen, im Obstbauverein fand er viele Gleichgesinnte. Die naturnahe Gartengestaltung des Dürerbundhauses aus der Jugendzeit wurde zum Vorbild, um im eigenen Garten Lebensräume für Wildbienen (regelmäßige Bruten), Bergmolche (regelmäßig anwesend), Haselmäuse (zeitweise anwesend), verschiedene Vogelarten (z. B. die regelmäßigen Bruten der Tannenmeise im Laubholzbestand) und seit einigen Jahren besonders erfolgreich für die Waldeidechse zu schaffen.

Frank Fiedler, Hans-Werner Otto: Der "Hunger" im Süden der Stadt Bischofswerda, einst und jetzt. Zwischen Wesenitz und Löbauer Wasser 6, S. 69-80, 2001

Auf den Spuren des Fischotters

In den Jahren 1972 und 1984 beteiligte sich Frank Fiedler an der "Aktion Fischotter" der Martin-Luther-Universität Halle unter Federführung von Professor Michael Stubbe. Die zum Thema "Fischotter" entstandenen Schriften fanden auch außerhalb Sachsens Beachtung, wie die Bitte um Unterstützung bei Arbeiten zu einer Promotion an der Universität Nürnberg-Erlangen (Dr. Liana Geidezis) sowie internationale Zitate zeigen, beispielsweise: Edouard Bourdelle, "Mammalia". Band 61, Muséum National D'histoire Naturelle, 1997; I. Cassens, R. Tiedemann, R. Suchentrunk, G.B. Hartl: "Mitochondrial DNA Variation in the European Otter (Lutra lutra) and the Use of Spatial Autocorrelation Analysis in Conservation". The Journal of Heridity, 91(1), S. 31-35, 2000; Reinhard Klenke et al.: "Human - Wildlife Conflicts in Europe: Fisheries and Fish-eating Vertebrates as a Model Case". Springer Science & Business Media, 2013

Arbeiten von Frank Fiedler zum Thema Fischotter

  • Nachweis in: M. Stubbe: Der Fischotter, Lutra lutra (L., 1758), in den Südbezirken der DDR (Ergebnisse der "Aktion Fischotter 1972", Nr. 9), Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz, Bd. 51, Nr. 5, S. 11, 1977
  • Schüler-Arbeitsgemeinschaft Ernst-Thälmann-Schule Bischofswerda (Ltr. Frank Fiedler): Darstellung der Fischotternachweise im Kreis Bischofswerda mit dem Versuch, sie bestimmten Individuen zuzuordnen, mit Verbreitungskarte, ausgezeichnetes Exponat zur Messe der Meister von Morgen (ausgefertigt: S. Helmecke), 1984/1985
  • Der Fischotter, Lutra lutra L., im Kreis Bischofswerda, Bischofswerdaer Land 5, Beiträge zur Heimatkunde unseres Kreises, S. 41-48, 1987
  • Zum Rückgang des Fischotters in Sachsen in den Jahren 1884-1919 - Berichte in den "Schriften des Sächsischen Fischerei-Vereins", Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz, Bd. 64, Nr. 10, 1990
  • Nachweis in: M. Stubbe: Monitoring Fischotter, Martin-Luther-Universität Halle, 1991
  • Beobachtungen an Querungen von Otterwechseln mit Verkehrswegen im Landkreis Bischofswerda, Veröffentlichungen Museum der Westlausitz 16, Kamenz, S. 60-66, 1992
  • Zum Vorkommen des Fischotters im Landkreis Bischofswerda, Ber. Naturforsch. Gesellschaft Oberlausitz, Görlitz, H. 2, S. 35-39, 1993
  • Zur Fischotterbekämpfung in Sachsen bis zum Jahr 1920, Sächsische Heimatblätter 5, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt, S. 304-308, 1993
  • F. Fiedler und O. Zinke: Beobachtungen zu Biologie und Verhalten des Fischotters, Lutra lutra L, Veröffentlichungen Museum der Westlausitz 17, Kamenz, S. 66-77, 1993
  • Nachweise und Zitate in H. Riebe: Der Fischotter Lutra lutra L. 1758 in der Sächsischen Schweiz, Nationalpark Sächsische Schweiz 2, Beiträge zur Tierwelt des Elbsandsteingebirges, 1994
  • Fünf Otterreviere gibt es - Zuzug von Norden hält an, Sächsische Zeitung, Ausgabe Bischofswerda, S. 11, 23.09.1994
  • Auch Otter kommen unter die Räder, Sächsische Zeitung, Ausgabe Bischofswerda. S. 12, 15.12.1994
  • Abriß der historischen Verbreitung bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Freistaat Sachsen, Landesamt für Umwelt und Geologie, Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, Artenschutzprogramm Fischotter, S. 7-9, 1996
  • Der Fischotter auf dem Territorium des ehemaligen Kreises Bischofswerda - ein Rückblick, unveröffentlichtes Manuskript, 1998
  • Referenzen zu Fischotter in Große Kreisstadt Bischofswerda - Gemeinde Rammenau: Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan, S. 40, 10.12.2003
  • Fischotter braucht Schutzräume, Sächsische Zeitung, Ausgabe Bischofswerda, S. 21, 26.03.2005