Page 11 - Lebensbilder_aus_der_Oberlausitz
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für Raumausmalungen kamen bis
aus Wien und Göteborg. Avenarius
schrieb zudem Gedichte und Er-
zählungen in schlesischer Mundart.
Für Gerhart Hauptmann illustrierte
er Bücher. Hauptmann sammelte
Avenarius‘ Gemälde und ließ ihn sein
Haus in Agnetendorf bei Hirschberg
mit Fresken gestalten. Mit Görlitz, wo
er seine zweite Frau kennen lern-
te, war Avenarius eng verbunden.
Hanusch holte Avenarius 1924 an die
Kunstschule für Textilindustrie nach
Plauen, 1925 wurde er Professor an
der „Akademie für graphische Künste
und Buchgewerbe“ in Leipzig mit
Lehre in Plauen. 1933 entließen ihn
die Nazis wegen angeblich entar-
teter, kommunistischer Kunst und
nahmen ihn in Untersuchungsha* .
Durch Fürsprache ein# ussreicher Avenarius war mit seinen Fresken
Krä* e, darunter Gerhart Hauptmann, maßgeblich an der Gestaltung
konnte Avenarius aber zunächst der Eingangshalle zum Gerhart-
weiter künstlerisch arbeiten. 1943 % el Hauptmann-Haus in Agnetendorf
er erneut in Ungnade und der Druck bei Hirschberg beteiligt. Foto: Irena
seines Romans „Schoepse-Christel” Goderska (Wikimedia Commons,
wurde verboten. Nach dem Zweiten Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Weltkrieg musste Avenarius im Zu-
sammenhang mit der Vertreibung der lungen 30.10.2007; Wojciech Kunicki: „Meister /
du hast deine Hand gehalten. Johannes Maximilian
verbliebenen deutschen Bevölkerung Avenarius und seine Kreationen des „Schlesischen“
Schlesien verlassen. Er ging 1946 an der Schnittstelle zwischen Literatur und bilden-
der Kunst“; Gerhard Kratzsch: „Kunstwart und Dü-
nach Berlin, wo er wiederum kirchli- rerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten
che Bilder schuf. Avenarius starb 1954 im Zeitalter des Imperialismus“. Vandenhoeck u.
in Berlin, seine Urne wurde fünf Jahre Ruprecht, Göttingen 1969; Ludwig Avenarius: „Ave-
narische Chronik“. O. R. Reisland 1912; Wolfgang
später nach Görlitz überführt. Das Liebehenschel: „Johannes Maximilian Avenarius
Graphische Kabinett des Kulturhis- (1887–1954): Der bedeutende schlesische Künstler
torischen Museums Görlitz bewahrt und Philosoph erblickte vor 125 Jahren das Licht
der Welt“. Schlesischer Gottesfreund, 2012, H. 2;
seinen künstlerischen Nachlass auf. Wojciech Kunicki: „ - auf dem Weg in dieses Reich“:
NS-Kulturpolitik und Literatur in Schlesien 1933 bis
Quellen: Gerlinde und Klaus Schneider (Leun, aus 1945“. Leipziger Universitätsverlag, 2006; Matrikel-
der Familie von Professor Karl Hanusch), Mittei- bücher Universität München
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