===Kindheit und Jugend in Bautzen=== S. zog 1804 als Zweijähriger zusammen mit den Eltern und seinem älteren Bruder [[Gerhard Julius Stöckhard]]t nach Bautzen, als der Vater, [[M. Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt]], eine Anstellung als Pastor Secundarius und Mittagsprediger an der Hauptkirche [http://de.wikipedia.org/wiki/Dom_St._Petri_(Bautzen) St. Petri] erhielt. Nach wenigen Jahren verstarb die Mutter. Zu den Halbgeschwistern aus der zweiten Ehe des Vaters gehörte der spätere Agrarwissenschaftler Ernst Theodor [[Stöckhardt]]. S. besuchte in Bautzen das Gymnasium unter dem Rektor [[Karl Gottfried Siebelis]], mit dem der Vater auch über die Freimaurerloge "Zur goldnen Mauer" verbunden war. Besonders die musischen Fächer sowie Sprachen begeisterten den Jungen. Malunterricht erhielt er bei Drachstedt, Unterricht in Musik bei Hühner. Freie Phantasien am Flügel gaben Zeugnis von seiner hohen musikalischen Begabung. Während der Schulzeit stand S. seinem älteren Bruder so nahe, dass Siebelis die ihnen zuerkannte, aber nur einmal vorhandene Ratsprämie unter ihnen verloste. ===Studium in Leipzig=== An der Universität Leipzig studierte S. ab 1820 bei seinem Vorbild [http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Gottlieb_Haubold Haubold] und bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Christian_August_Heinroth Heinroth] Jura und Philosophie. Nach dem Magister 1824 und seiner Habilitation am 10. Juni 1826 zum Privatdozenten verteidigte er am 26. September seine Dissertation mit Analysen zum Einfluss des Klimas auf Geist, Körper und die Entwicklung von Wissenschaften und Künsten - der Physiologe [http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Wilhelm_Volkmann Alfred Wilhelm Volkmann] gehörte in dieser Zeit zu seinen Freunden. In dieser Zeit entstanden erste bedeutende juristische Arbeiten. In "Wissenschaft des Rechtes" bekannte er sich zu einem modernen Staat, der nach seiner Meinung die ".. zur höchsten Einheit erhobene Freiheit der einzelnen menschlichen Individuen" darstellt, und zu einem universell gültigen, von staatlichen und geistlichen Autoritäten unabhängigen [http://de.wikipedia.org/wiki/Naturrecht Naturrecht]. Während des Studiums blieb S. Musik und Poesie gegenüber aufgeschlossen. Er komponierte lyrische Stücke für Piano und hatte Verbindungen bis nach Dresden ([http://de.wikipedia.org/wiki/Elise_von_der_Recke Elise von der Recke], [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_August_Tiedge Christoph August Tiedge]). Im Hause der kunstsinnigen Witwe Voigt aus Naumburg lernte er seine spätere Frau Emilie kennen. ===Rückkehr nach Bautzen=== S. hatte schon in jungen Jahren viel persönliches Leid erfahren. Nach seiner Mutter war 1820 auch seine Stiefmutter Erdmuthe Wilhelmine geb. von Leonhardi zeitig verstorben, 1825 sein geliebter Bruder Gerhard Julius. Als der Vater wegen Krankheit seinen baldigen Tod voraussah, holte er seinen nunmehr ältesten Sohn nach Bautzen zurück, um die Familie zu unterstützen. S. nahm eine Anstellung als Königlicher Sächsischer Rechts-Consulent an, wirkte als Sekretär der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und trat den hiesigen Freimaurern bei. Aus der Bautzener Zeit stammen zwei der bedeutendsten wissenschaftlichen Arbeiten S.s, darunter die "Tafeln zur Geschichte des Römischen Rechts", die seinen späteren Ruhm begründeten. In der folgenden Analyse zum Unterschied zwischen Zivil- und Strafrecht (Dolus civilis und Dolus criminalis) konnte er auf diese umfangreichen historischen Studien zurückgreifen; S. diskutierte u. a. die Resozialisierung von Straftätern als Ziel der Bestrafung, deren Erfolg er bezweifelte, und er kritisierte standesabhängige Urteile. Seinen jüngeren Brüdern erteilte er Unterricht in Sprachen und Musik, mit dem Konrektor [[Friedrich Gotthelf Fritsche]] war er befreundet. Bald merkte S. jedoch, dass ihn das Leben in Bautzen beruflich nicht ausfüllen konnte. ===Ruf nach Sankt Petersburg=== Sein ausgezeichneter Ruf drang von Bautzen bis nach St. Petersburg. Im damaligen Russischen Reich, darunter auch in [http://de.wikipedia.org/wiki/Dorpat Dorpat] (Tartu), wurde [http://de.wikipedia.org/wiki/Römisches_Recht Römisches Recht] gelehrt, das seinerzeit in vielen europäischen Staaten als maßgebliche Rechtsquelle galt. S. erhielt 1831 die Berufung als Professor an das Pädagogische Hauptinstitut in St. Petersburg und wurde in den Rang eines Kaiserlichen Hofrates erhoben. Der [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_von_Lieven Fürst Lieven], ein Ratgeber von [http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_I._(Russland) Zar Nikolaus], erteilte ihm Unterricht in der russischen Sprache. Neben den Kindern holländischer und französischer Diplomaten gehörten auch Prinz Oldenburg, ein Neffe des Zaren, und die Söhne weiterer führender russischer Familien zu seinen Schülern, darunter Juschkow. S. arbeitete in der Gesetzgebungskommission mit und lehrte ab 1835 als Professor an der Kaiserlichen Rechtsschule. Für seine großen Verdienste um den Aufbau einer modernen Juraausbildung und Gesetzgebung in Russland wurde er in den russischen Adelsstand erhoben und erhielt den Annen-, den Wladimir und 1842 den Stanislaus-Orden 2. Klasse. Er bemühte sich in St. Petersburg um den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Russland und Deutschland. Beispielsweise übersetzte er 1833 einen von Unterrichtsminister [http://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Semjonowitsch_Uwarow Uwarow] vor der Russischen Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vortrag zu Goethe ins Deutsche, und im Jahre 1844 organisierte er einen Auftritt von [http://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Schumann Clara Schumann] während ihrer Russlandreise. Für die St. Petersburger Zeitung schrieb er als Musikreferent und er war Korrespondent von Robert Schumanns [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Zeitschrift_für_Musik Neuer Zeitschrift für Musik]. Schumann zählte ihn zu "seinen" auswärtigen [http://de.wikipedia.org/wiki/Davidsbündler Davidsbündlern]. Als seine Gönner, Lieven und Uwarow, wegen des steigenden Einflusses der altrussischen Partei ihre Stellungen verloren, blieb davon auch S. nicht unberührt. Er vertrat ab 1847 bis zu seinem Tod die lateinische Literatur. ==Vermächtnis== S. wurde in St. Petersburg beigesetzt, sein Herz aber nach seinem Wunsch nach Naumburg überführt. Die Ehefrau kehrte hierher mit 7 Kindern zurück. S. hatte seinen Kindern den Sinn für alles Schöne vermittelt. [http://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Henriette_Marie_Stöckhardt Clara Henriette Marie Stöckhardt] war eine bekannte Landschaftsmalerin. [http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Reinhold_Stöckhardt Julius Reinhold Stöckhardt] blieb auch während seiner erfolgreichen Beamtenlaufbahn der Musik treu, schuf viele Kompositionen und gehörte zum Freundeskreis von Theodor Fontane und Clara Schumann. [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Heinrich_Stöckhardt Friedrich Heinrich Stöckhardt] wurde als Architekt v. a. für seine Brunnenentwürfe in Göttingen und Erfurt bekannt. Ein weiterer Sohn wurde Schriftsteller. Artikel zu Robert Stöckhardt von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011