===Kindheit und Jugend in Ostsachsen=== Die Kindheit hatte H. in Großdrebnitz (bis 1823) und Wilschdorf b. Stolpen verbracht. In Großdrebnitz erwarb sich sein Vater, August Wilhelm, als Lehrer bleibende Verdienste um das dortige Schulwesen (Einführung einer zweiten Schulklasse, Teilnahmepflicht am Rechen- und Schreibunterricht). Der Sohn wurde frühzeitig zu sozialer Verantwortung erzogen. Er besuchte in Bautzen das Gymnasium und in Dresden die Kreuzschule. Über die Zeit auf dem Gymnasium bei [[Karl Gottfried Siebelis]] berichtete er 1844 in seiner Zeitschrift ''Rosen'' unter dem Titel "Erinnerungen eines Bautzener Schülers". ===Prägung durch den litrarischen Vormärz=== Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Jurastudiums in Leipzig trat H. - vermutlich bereits promoviert - 1835 eine Stelle als Accessist beim Kriminalgericht an. Der große Erfolg seiner ersten Novelle, "Die Eroberung von Jerusalem", in der [http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Dresdner_Abendzeitung Dresdner Abendzeitung] ermutigte ihn, den Staatsdienst zu quittieren und sich der Schriftstellerei zu widmen. Mit dem befreundeten [http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Robert_Schmieder Robert Schmieder], Redakteur bei der Dresdner Abendzeitung, teilte er zunächst Vorbehalte gegen den [http://de.wikipedia.org/wiki/Liberalismus Liberalismus], dessen Vertreter er als "dürre Maulhelden" titulierte. In Leipzig fand er in den 1840er Jahren jedoch zunehmend Anschluss an die literarische Bewegung liberaler Dichter des Vormärz [http://de.wikipedia.org/wiki/Junges_Deutschland_(Literatur) Junges Deutschland]. Zunächst schloss er sich gemeinsam mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Blum Robert Blum] dem Freundeskreis von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_Lyser Johann Peter Lyser] an, von dem sich H. jedoch später entfremdete. 1840 gründete H. zusammen mit Blum und [http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Kühne Gustav Kühne] den Leipziger Schiller-Verein. In den 1840er Jahren war er besonders eng mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Laube Heinrich Laube] verbunden, hatte Kontakt zu deutschen Schriftstellern, die sich zwischen 1833-1845 im Schweizer Exil aufhielten, wurde von Friedrich Engels als aufstrebender junger Autor wahrgenommen und engagierte sich für die 1842 in Leipzig erschienenen "Leipziger Tage und Nächte, Genre-Bilder aus der Geschichte, Wirklichkeit und Phantasie" des in Not geratenen Gustav Theodor Drobisch. Während des Dresdner Jahre von Richard Wagner gehörte H. zu dessen Freundeskreis. Als Republikaner nahm er in seinen literarischen Arbeiten stets Partei für die Unterdrückten. Sein Patriotismus trug jedoch teilweise nationalistische Züge: Um 1848 war H. in Leipzig Mitbegründer eines antislawischen Vereins, der das "deutsche Element" in Polen, Böhmen und Mähren stärken wollte, und er teilte auch antijüdische Vorurteile. ===Journalist und Schriftsteller in Leipzig, Frankfurt, Berlin und Hamburg=== ====Herausgeber und Redakteur von Zeitungen, führender Kunstkritiker==== Als Journalist und Herausgeber mehrerer Zeitungen und Zeitschriften nahm H. aktiv Anteil am aktuellen Tagesgeschehen. Er schrieb Beiträge für die von [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Herloßsohn Karl Herloßsohn] herausgegebene Zeitschrift "Der Komet", die zu den einflussreichsten Blättern im Vormärz zählte, gründete 1838 in ''Leipzig'' die belletristische Zeitschrift "Rosen", die bis 1848 erschien und die er zeitweise gemeinsam mit [http://de.wikipedia.org/wiki/George_Hesekiel George Hesekiel] herausgab. Das von ihm 1842 gegründete Taschenbuch "Perlen" leitete er bis 1848, die "Illustrierte Jugendzeitung" gab H. ab 1846 heraus und er arbeitete 1849/50 in Frankfurt als Nachfolger von [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Gottfried_Gervinus Georg Gottfried Gervinus] als Redakteur bei der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Zeitung Deutschen Zeitung]. H. hatte entscheidenden Anteil am Beginn der schriftstellerischen Laufbahn von [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Gerstäcker Friedrich Gerstäcker], dessen Tagebuchaufzeichnungen aus Amerika er publizierte. (Der Autor wusste davon zunächst aber nichts - das Manuskript hatte seine Mutter eingereicht.) Im Zusammenhang mit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Revolution_1848/49 Deutschen Revolution 1848/49] war H. als Berichterstatter aus der Paulskirche nach ''Frankfurt'' übergesiedelt. Zu seinen damaligen Weggefährten gehörte neben Laube auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Pecht Friedrich Pecht]. H. war Autor des zunächst anonym erschienenen Werkes [http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/5485/ Brustbilder aus der Paulskirche], das vom Publikum mit großem Interesse aufgenommen wurde und heute ein bedeutendes Zeitdokument darstellt. Es enthält biografische Umrisse der Mitglieder der [http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Nationalversammlung deutschen konstituierenden Nationalversammlung], darunter einen bemerkenswerten Beitrag zu [http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Riesser Gabriel Riesser], einem jüdischen deutschen Patrioten und Vater der [http://de.wikipedia.org/wiki/Paulskirchenverfassung Paulskirchenverfassung]. Das Buch schließt mit den Worten: "Der große einige Gott verleihe uns seinen Segen zu einem einigen Vaterlande." Nach einer kurzen Zwischenstation in Berlin wechselte H. 1851 nach ''Hamburg''. Er arbeitete für die "Hamburger Nachrichten" und galt bald als der führende Literatur- und Theaterkritiker der Stadt. Bekannt geworden ist er in dieser Zeit auch durch sehr harsche Kritiken z. B. an [http://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Devrient Emil Devrient] und an dem deutsch-polnischen Schauspieler [http://de.wikipedia.org/wiki/Bogumil_Dawison Bogumil Dawison]. 1861 wurde H. von Dawison beleidigt und forderte diesen zum Duell, worauf sich Dawison aber nicht einließ. Diese Vorgänge belasteten das Verhältnis zu [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Gutzkow Karl Gutzkow], der mit beiden Schauspielern befreundet war. Zu den weniger bekannten Projekten H.s aus der Hamburger Zeit zählt ein Almanach mit Gervinus, [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Theodor_Welcker Carl Welcker] u. a. über "alle weisen Herrscher der Welt" (1854). ====Bedeutender Autor von historischen Romanen==== H. gehörte zu den beliebtesten Erzählern des 19. Jahrhunderts. Seine Romane zeugen von einem umfangreichen historischen Wissen und waren angesehen wegen ihres Spannungs- und Erfindungsreichtums. Sie erreichten v. a. Leser, die sich von Literatur gleichermaßen Unterhaltung und Bildung erwarteten. In seinem ersten bekannten Roman, ''Der Wende'' von 1837, erzählte er in einer fiktiven Liebesgeschichte vom Sohn eines sächsischen Markgrafen, der in der Gefangenschaft des Wendenherzogs Boguslav dessen Tochter kennen lernte. Im selben Jahr erschien der erste Teil einer dreibändigen Novellensammlung. Wiederum steht eine Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund im Mittelpunkt; sie handelt von einem Römer und einer Jüdin während des [http://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Jerusalem_(70_n._Chr.) Eroberung von Jerusalem] durch Kaiser Titus. International bekannt wurde der historische Roman ''Der Prinz von Oranien'' von 1843 über [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._von_Oranien Wilhelm I. von Oranien], den die zeitgenössische Kritik als "lebensvolles Gemälde aus dem niederländischen Freiheitskrieg" gegen Spanien (1568-1648) bezeichnete. In zwei anderen bedeutenden Werken widmete er sich der Geschichte seiner sächsischen Heimat: Der Roman ''Die Kaiserlichen in Sachsen'' von 1845 befasst sich mit dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Siebenjähriger_Krieg Siebenjährigen Krieg 1756-1763], und in ''Primadonna'' (1871) wird die Zeit von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_III._(Sachsen) Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen] wieder lebendig. Hervorhebenswert ist, dass erst mit seinem gleichnamigen Roman von 1848 das öffentliche Interesse am Bauernführer [http://de.wikipedia.org/wiki/Florian_Geyer Florian Geyer] erwachte. In ''Hohe Freunde'' (1862), einer Novelle aus der Jugendzeit des klassischen Weimar, schilderte der Autor den positiven Einfluss Goethes auf Herzog [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_August_(Sachsen-Weimar-Eisenach) Carl August]. Auch diese Erzählung wurde seinerzeit von der Kritik sehr wohlwollend aufgenommen. ===Späte Jahre in Hamburg=== H. fand in Hamburg gute Kontakte zur Bürgerschaft, war wegen seines Esprits ein gern gesehener Gesellschafter und mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Reuter Fritz Reuter] und dem niederdeutschen Dichter und Schriftsteller [http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Groth Klaus Groth] freundschaftlich verbunden. Sein Anliegen, Fritz Reuter ins Hochdeutsche zu übersetzen, lehnte der Autor jedoch 1862 ab. H.s Urteil zu Theater, Literatur und Musik galt als "letztes Wort". So war er der erste Kritiker, der [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Brahms Johannes Brahms] in seiner Heimatstadt wohlwollend beurteilte. Dem Hamburger Kaufmannssohn und ehemaligen Abgeordneten in Frankfurt [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Merck Ernst Merck] widmete er 1869 einen vielbeachteten Nachruf. Die Bearbeitung eines melodramatischen Festspiels nach Beethovens op. 114 [http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ruinen_von_Athen Die Ruinen von Athen] für den Philharmonischen Verein Hamburg (1859) wurde in der Musikwelt auch international bekannt und ist im "Ersten poetischen Beethoven-Album" von Hermann Josef Landau (Prag, 1872) abgedruckt. ===Erinnerungen=== Am 7.5.1871 ist H. in Hamburg gestorben. Heinrich Laube hat im Gedenken an den langjährigen Freund die "Nachgelassenen Erzählungen" herausgegeben, darunter eine Novelle zu Tharandt, mit welcher der Autor auch zur Aufklärung des Volkes über die natürlichen Schönheiten der Heimat beitragen wollte und die später für die Bühne bearbeitet worden ist. In Erinnerung geblieben ist auch manche Eigenwilligkeit. H. hatte in späten Jahren die Patriziertochter Ida von Destinon geheiratet. Er lebte später von ihr getrennt im Hotel zusammen mit seinem Kanarienvogel, den er wie einen Freund behandelte und dessen Tod durch einen Unfall er kaum verwinden konnte. An H. erinnert ein Stahlstich von Lazarus Sichling aus der Zeit um 1850, der an der Nationalbibliothek Wien erhalten ist. Ebenfalls in Wien befinden sich eine Lithografie mit einem Porträt ([http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Speckter Otto Speckter], Karl Niedorf) sowie zwei Theaterstücke. Die Universitätsbibliothek Hamburg bewahrt 11 Briefe und ein Gedicht für die Mutter auf. Seine Aufzeichnungen fanden Eingang in Vorarbeiten für eine Großdrebnitzer Dorfchronik. ==Hellers Werke als Volltext (ausgewählte Bände)== * [http://books.google.com/books?id=NLA6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Das schwarze Bret: Jugendliche Charaktere] * [http://books.google.com/books?id=ezDiAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Novellen aus dem Süden] * [http://books.google.com/books?id=l5k6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Der Prinz von Oranien: histor. Roman. Die Belagerung von Leyden] * [http://books.google.com/books?id=arA6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Die Kaiserlichen in Sachsen] * [http://books.google.com/books?id=pLA6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de Das Erdbeben von Caracas] * [http://books.google.com/books?id=sJk6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Sieben Winterabende] * [http://books.google.com/books?id=5pk6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Florian Geyer: Roman] * [http://books.google.com/books?id=fCQNAAAAYAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Brustbilder aus der Paulskirche] * [http://books.google.com/books?id=D5o6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de Ausgewählte Erzählungen] * [http://books.google.com/books?id=zMIJAAAAQAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Hohe Freunde: Novelle aus der Jugendzeit des klassischen Weimar] * [http://books.google.com/books?id=vZs7AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0 Posenschrapers Thilde: Roman aus Hamburgs Vergangenheit] Artikel zu Robert Heller von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011