===Kindheit und Studium=== S. wurde in Naumburg als Sohn eines Bäckermeisters geboren. Früh verlor er seine Eltern und wurde von den (Stief-)Großeltern aufgezogen. Am Rathsgymnasium Naumburg förderte ihn vor allem sein Lateinlehrer ''Friedrich Wilhelm Döring'' (1756-1837). Im Jahre 1788 begann er in Leipzig das Studium der Theologie und Philosophie. Sein Freund und Studiengenosse war hier [http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Hermann Gottfried Hermann]. S. gehörte zur [http://www.scholarly-societies.org/history/1784spl.html Societas Philologica Lipsiensis] seines Professors [http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Daniel_Beck Christian Daniel Beck], wo er [[M. Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt]] kennenlernte. Zu S.s Lehrern zählten außerdem [http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Friedrich_Nathanel_Morus Samuel Friedrich Nathanel Morus] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wolfgang_Reiz Wolfgang Reiz]. Nachdem er seinen Magister erhalten hatte, arbeitete er zwischenzeitlich als Hauslehrer, bevor er 1798 zum Conrektor an die Stiftsschule in Zeitz berufen wurde. Für den Schulgebrauch schuf S. 1800 in Zeitz sein bekanntes Werk ''Hellenica''. Zu seiner Berufswahl als Lehrer sagte er selbst im Rückblick auf sein Leben: "So wurde ich, was ich wünschte, praktischer Schulmann und noch jetzt im Greisenalter bereue ich es nicht, sondern danke Gott, dass er mich hat Schulmann werden lassen." ===Der bedeutende Pädagoge und Philologe Bautzens=== ==== Karl Gottfried Siebelis - ein Lehrer aus Passion==== S. trat am 30. Januar 1804 sein Amt als Rektor am Gymnasium in Bautzen in der Nachfolge von [[Ludwig Friedrich Gottlob Ernst Gedike]] an. Das Bautzener Gymnasium entwickelte sich unter Leitung von Gedike und Siebelis zu einer der führenden deutschen Lehranstalten. S. war sozial engagiert und stets bescheiden: Er förderte Kinder aus wenig bemittelten sorbischen Familien, wie z. B. [[Handrij%2C Andreas Lubjenski%2C Lubensky|Handrij Lubjensky]] und [[Bjedrich Adolf Friedrich Adolph_Klin%2C_Klien|Bjedrich Adolf Klin]], und gründete 1810 zwei Armenschulklassen. 1813 erörterte S. die Vorbildwirkung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_von_Müller Johannes von Müller], den er außerordentlich schätzte, auf Gymnasiasten. Außerdem führte er 1814 neue Lehrbücher nach der Grammatik von [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Buttmann Philipp Karl Buttmann] ein. Im Jahre 1817, nach der Gründung des Landständischen Seminars, wurde das Gymnasium eine höhere Lehranstalt zum Zwecke der Vorbildung für die Universität. Es herrschte jedoch akuter Lehrermangel: 1826 wurden von 6 Lehrern in 4 Klassen 270 Schüler unterrichtet, wovon innerhalb eines Jahres 36 auf die Universität gingen. Ab 1827 konnte S. schrittweise den Lehrkörper erweitern. Im Jahre 1829 wurde - anlässlich seines 25-jährigen Amtsjubiläums - die Stiftung des ''Stipendiums Siebelisianum'' ins Leben gerufen. Aus diesem Anlass wurde ihm u. a. eine von Hofgraveur [http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Reinhard_Kr%C3%BCger Reinhard Krüger] geschaffene Münze überreicht. Sein späterer Nachfolger im Amt, ''Friedrich Wilhelm Hoffmann'', wirkte ab 1830 als Conrektor. Im Jahre 1835 gelang es S., das Gymnasium zeitgemäß umzuorganisieren: In diesem Rahmen wurde die Prima in drei Klassen aufgeteilt. Diese bildeten fortan zusammen mit der ehemaligen zweiten Klasse das eigentliche Gymnasium; die neuen Quinta und Sexta bildeten das Progymnasium. Katholische und protestantische Schüler lernten bei ihm in Eintracht, und er versuchte, seine Schüler für das Sammeln sorbischer Kostbarkeiten (Volkslieder, Märchen, Sagen, Sprichwörter) zu begeistern. Über alles ging S. aber die lateinische Sprache. Regelmäßig zu Ostern publizierte S. im Vermächtnis von [[Gregor, Gregorius Mättig|Gregorius Mättig]] seine ''Schulschriften'', in denen er das Programm des Bautzner Gymnasiums darlegte. Hierin gab er wissenschaftlichen Diskussionen den Vorrang vor Selbstdarstellung. [[Robert Heller]] vermerkte dazu: "Die Ehre seiner Schule, der sittliche Wohlstand und der wissenschaftliche Fortschritt seiner Zöglinge ging ihm über alles". S. gehörte außerdem der Bautzner Societät an und seit 1816 zu den Freimaurern in der ''Loge zur goldnen Mauer''. Schon 1819 war er in den dritten Rang und zum zweiten Redner unter dem Meister vom Stuhl [[M. Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt]] befördert worden, dessen Söhne [[Robert Stöckhardt]] und [[Stöckhardt|Ernst Stöckhardt]] zu seinen bekanntesten Schülern gehörten, wie auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_Ameis Karl Friedrich Ameis] als bedeutender Philologe sowie [[Karl Traugott Kanig]]. ====Schriftstellerische Arbeiten==== S. zeichnete eine breite Gelehrsamkeit, v. a. die allseitige Kunde des Altertums, aus. Sein Urteil in philologischen Fragen hatte Gewicht: So rühmte er [[Christian Gottlob August Bergt]] für dessen Kenntnisse, was diesen mit Stolz erfüllte. S. führte auch in Bautzen sein schriftstellerisches Schaffen fort. Außer philologischen und historischen Arbeiten sind bedeutende Werke auf pädagogischem und theologischem Gebiet entstanden. 1811/12 ergänzte und vollendete er die vom Gothaer Professor ''Carl Gotthold Lenz'' begonnene Bearbeitung von Bruchstücken verschiedener Geschichtsschreiber über Attika. Große Beachtung fand 1817 "Die Bibel, die beste Grundlage der Erziehung unserer Kinder" anlässlich der 300-Jahr-Feier der Reformation. Mit der "kritisch-exegetischen" Ausgabe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Pausanias Pausanias] in 5 Bänden von 1822 bis 1828 hat sich S. selbst ein Denkmal geschaffen. In "Stimmen aus den Zeiten der alten griechischen und römischen Classiker" schrieb er die zeitlosen Worte: "Durch das jetzt überall vorherrschende, wetteifernde Streben nach unmittelbarem Nutzen und Gewinn, der sich durch Zahlen berechnen läßt, und nach dem Reichthum, der noch größeren Vortheil versprechende Unternehmungen unterstützen soll, wird die Achtung gegenüber des Menschen hohe Würde ... in den Hintergrund gedrängt." ===Sein Vermächtnis=== S. war bis zum 6. April 1841 Rektor des Gymnasiums in Bautzen. Er galt als einer der bedeutendsten Pädagogen seiner Zeit, machte sich auch international einen Namen und wurde in einem Atemzug z. B. mit dem Zittauer [[Johann Friedrich Lindemann]] erwähnt. S. war ein Lehrer aus Leidenschaft und bekannte sich zur Liebe zu der jungen Generation. Sein ehemaliger, ihn verehrender Schüler Ameis schilderte in seinem Nachruf die segensreiche Wirkung für das Bautzener Gymnasium, aber auch für die Weiterentwicklung deutscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Schulprogramm_(historisch) Schulprogramme] im Sinne des klassischen Humanismus, seine Erziehungsprinzipien fern von autoritärem Diktat: Nichts war in den Augen von S. schlimmer als "ängstliche und erniedrigende Aufseherei", wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich_Wüstemann Ernst Friedrich Wüstemann] in seinem Nachruf zitierte. S. verteidigte stets die humanistische Bildung, denn sie entfremde die Schüler keineswegs dem christlichen Glauben, sondern trage im Gegenteil zu seiner Weckung bei. Sein Sohn Johannes führte die pädagogische und philologische Tradition des Vaters fort. Artikel zu Karl Gottfried Siebelis von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011