===Kindheit und Jugend in der Oberlausitz=== P. wurde 1857 als jüngster von drei Söhnen des Bischofswerdaer Freischul-Lehrers Emil Pache geboren. Sein Vater galt als ausgesprochen tätige Persönlichkeit und gründete z. B. den örtlichen Frauenverein und den Militärverein. Er wollte auch seinen Jüngsten, wie dessen Brüder, auf eine theologische Berufslaufbahn vorbereiten und schickte ihn 1870 auf das Gymnasium Zittau. Hier zeigte sich schon bald P.s musikalische Begabung. Er übte regelmäßig Klavier und sang als Solosopranist im Chor von Kantor Fischer, dem er wichtige musikalische Anregungen zu verdanken hatte. Es entstanden erste Lied- und Klavierkompositionen. Darunter litten seine schulischen Leistungen. Nachdem er das zweite Mal sitzen geblieben war, nahm ihn der Vater mit nach Dresden, um ihn am Lehrerseminar anzumelden. Auf die Frage des Direktors, ob er zum Lehrerberuf Lust hätte, antwortete der Sohn zum Entsetzen des strengen Vaters jedoch: „Nein, nur zur Musik.“ Darauf hin wurde er auf das Gymnasium Bautzen geschickt. Er sang im Schulchor, musizierte mit Freunden und verdiente sich etwas Geld als Klavierlehrer. Es entstanden verschiedene Kompositionen, die später unverändert gedruckt wurden. ===Studium in Dresden, erste Berufserfahrungen (1877-1889)=== 1877 begann P. ein Musikstudium in Dresden. Seine Lehrer waren Hoforganist Theodor Berthold (Orgelspiel, Theorie) und Hofpianist Herrmann Scholtz (Klavierspiel). 1879 fand er eine erste Anstellung als Organist und Musikdirektor in Herisau bei St. Gallen. Aus privaten Gründen kehrte er schon 1881 nach Dresden zurück. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, war er neben seinen Tätigkeiten als Begleiter an der Gesangschule von Augusta Götze und als Lehrer an der Zillmannschen Musikschule zeitweise Liedermeister von sechs Vereinen gleichzeitig. Trotzdem litt er Not und wechselte 1884 nach Leipzig, wo er in Konzerten als Organist und Pianist mitwirkte. Hier entstanden vielbeachtete Kompositionen. 1885 wurde P. Kapellmeister am Saisontheater Naumburg und gründete einen Männergesangverein, der noch lange später seinen Namen trug. In Leipzig wirkte er ab 1886 als Berater von Musikverlagen. Diese wirtschaftlich lohnende Tätigkeit eröffnete ihm einigen künstlerischen Freiraum. P. hat die Jahre der Not in Dresden nie vergessen und später vielfach Bedürftige unterstützt. ===Wichtigste Werke=== ====Johannes Pache - ein Meister des deutschen Chorliedes==== P. schuf vorwiegend Männerchöre, v. a. in den frühen Jahren mit sehr romantischem Charakter. 1886 entstand z. B. „Ein Winzerfest am Rhein“, eine bekannte Walzer-Idylle für Männerchor mit Begleitung des Pianoforte (op. 38). Opus 169 vereint den „Waldeszauber“ (Solo mit Männerchor) mit der Frühlingsbegeisterung in „Lenzwonne“. Sein vokalmusikalisches Schaffen ging jedoch weit darüber hinaus. Neben Frauen- und gemischten Chören gehörten dazu auch Sologesänge und Duette. Zu den beliebtesten Frauenchören zählten „Frau Holle“ (op. 135) als Kupplerin, mit einem Text von Otto Hausmann, und die märchenhafte „Frau Sage“, mit einem Text von [http://de.wikipedia.org/wiki/Frieda_Schanz Frieda Schanz]. Seine durchaus nationalpatriotische Gesinnung wurde deutlich in „Niederwaldfahrt“ und v. a. in „Die Germanenschlacht“ (op. 106); diesen Chor widmete P. dem Universitäts-Sängerverein zu St. Pauli in Leipzig und dessen Dirigenten [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Kretzschmar Prof. Hermann Kretzschmar]. In seinem kurzen Leben hat P. eine Vielzahl von Kompositionen geschaffen, die seinerzeit sehr erfolgreich waren. Das Gesamtwerk reicht bis op. 185. In vielen seiner Werke widerspiegelt sich sein volkstümliches und lebensbejahendes Wesen. Auch nach seinem Tode gehörten seine Chöre noch lange zum Repertoire vieler Gesangvereine. ====Eine Oper, Instrumentalmusik==== Das bedeutendste Einzelwerk ist sicher seine Oper „Tobias Schwalbe“ mit einem Text von P. selbst nach „Der Nachtwächter“ von [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_K%C3%B6rner_(Schriftsteller) Theodor Körner]. Zu den Höhepunkten seines instrumentalmusikalischen Schaffens zählen Duette für zwei Violinen, Streichquartette, eine Suite für Klavier und Violine sowie Bearbeitungen von auserlesenen Vortragsstücken berühmter Meister wie Bach, Beethoven, Händel, Haydn für Harmonium, darunter von Ludwig van Beethoven: Larghetto aus der 2. Sinfonie D-Dur op. 36, Andante aus der Sonate op. 26 und Andante aus der Sonate f-moll op. 57 (Quelle: [http://www.beethoven-haus-bonn.de/ Beethoven-Haus Bonn]). In seinen letzten Jahren plante P. eine Oper mit den Hauptpersonen Goethe und Friderike von Sesenheim; [http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Ohorn Anton Ohorn] hatte schon begonnen, dafür ein Textbuch auszuarbeiten. Der frühe Tod des Komponisten verhinderte schließlich die Fertigstellung und der Stoff wurde später von Lehar in der Operette „Friderike“ behandelt. ===Begründer der Kirchenmusiktradition in Limbach (1889-1897)=== Um wieder mehr Musik praktizieren zu können, trat P. 1889 in Limbach eine Stelle als Kantor und Organist an. Er führte in den wenigen ihm verbleibenden Jahren den Kirchenchor zu hoher Blüte und gilt als Begründer der traditionsreichen Limbacher Kirchenmusik. Hier entstanden auch verschiedene kirchliche Kompositionen, darunter op. 183 „Nocturne" für Orgel. Höhepunkt der Limbacher Tätigkeit war die Aufführung seines 150. Werkes, des Oratoriums „Kapernaum“ mit einem Text von Bernhard Dinter, anlässlich seines 35. Geburtstages. Sie wurde zu einem großen Erfolg - das Werk blieb aber ungedruckt. An seiner letzten Wirkungsstätte ist P. am 10. Juli 1902 mit der Einweihung eines Denkmals im Stadtpark nach einem Entwurf des Bildhauers Leisring aus Hannover und 2004 mit einer nach ihm benannten Straße geehrt worden. Die von P. begründete Kirchenmusiktradition führten u. a. Franciscus Nagler, Alfred Stier (späterer Landeskirchenmusikdirektor in Sachsen) und Rudolf Levin erfolgreich fort. Im Jahre 2007 erinnerten mehrere Veranstaltungen an seinen 150. Geburtstag: Am 6. Mai fand eine Matinee statt. Es erklangen ausschließlich Werke Limbacher Kantoren - von P. wurde „Herr, auf dich traue ich“ aufgeführt. Am Geburtstag selbst, dem 9. Dezember, erinnerten ein Posaunengottesdienst in der Stadtkirche mit anschließender Feier des Heiligen Abendmahls, eine Kranzniederlegung mit Oberbürgermeister Dr. Rickauer am Pache-Denkmal im Stadtpark und eine CD “Limbacher Komponisten und Interpreten von Bach bis Pache, von Barock bis Pop” an den ersten hauptamtlichen Kantor in Limbach. ===Im Ausland bekannt, in der Geburtsstadt schon zeitig vergessen=== ====Bei den deutschen Einwanderern in den USA beliebt==== P’s internationaler Ruf reichte bis in die USA. So erschienen seine Kompositionen z. B. in New York (Carl Fischer, 1898-1904; H.W. Gray, 1914; Schirmer) und in Boston (A.P. Schmidt, Orgelmusik, 1897). Der Verleger Gamble Hinged Music Chicago stellte 1936 in „Graded masterworks for strings“ Werke u. a. von [http://de.wikipedia.org/wiki/Edvard_Grieg E. Grieg], [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Gounod C. Gounod] und P. zusammen. Beim gleichen Verleger ist im selben Jahr auch eine musikalische Partitur zum Thema „Freischütz“ (Carl Maria von Weber) mit Beteiligung von P. erschienen. Eine Anzahl von Musikstücken des Komponisten befindet sich in der Library of Congress. Die New York Times berichtete am 25.6.1894 auf Seite 1 unter „Prize Singers and Singers Who Got Only Money and Fame“ von einem Gesangswettbewerb, für den u. a. P.s „Waldeinsamkeit“ als Wettbewerbsstück ausgewählt worden war. Als in Limbach das Denkmal errichtet werden sollte, trafen Spenden auch aus Indianapolis und Syrakus in den USA ein. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Komponist in vielen einschlägigen internationalen Lexika zitiert. ====Spuren in Bischofswerda==== P. hat - wirtschaftlichen Zwängen entsprechend - auch viele „leichte“ Musikstücke geschaffen, die dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Dazu zählten unterhaltsame Salonstücke unter falschem Namen: Johannes Gerdessen (Gerdessen war der Mädchenname der Mutter). Er geriet zunehmend in Vergessenheit, als sich der Geschmack des Publikums wandelte. Gesundheitlich schon schwer gezeichnet, dirigierte er in Bischofswerda in seinem letzten Lebensjahr einen seiner Chöre anlässlich des Bundesgesangsfestes und musste erleben, dass man sich in seiner Geburtsstadt nicht mehr zu ihm bekannte. Ein letzter Kuraufenthalt in Neukirch/OL brachte keine Besserung. P. ist bald danach am Heiligabend 1897 an Lungentuberkulose in Limbach verstorben. In Bischofswerda erinnert eine auf Initiative des Heimatforschers [[Karl Hermann Steudtner]] angebrachte Gedenktafel am Geburtshaus Pfarrgasse 8 an den bedeutenden Sohn der Stadt. Der ursprüngliche Text „Am 9. Dezember 1857 wurde hier geboren Johannes Fürchtegott Jonathan Pache.“ ist jedoch kaum noch zu entziffern, wie sich auch das gesamte Haus in einem verwahrlosten Zustand befindet. Artikel zu Johannes Pache von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011