===Familiärer Hintergrund=== G. stammte aus einer alteingesessenen Bauernfamilie, deren Vorfahren sich in Kleindrebnitz, Weickersdorf und Goldbach bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Vielfach hatten Mitglieder der Familie das [http://de.wikipedia.org/wiki/Erbgericht Erbrichteramt] inne bzw. waren als Gerichtsschöppen oder Salzfuhrleute tätig. G.s Vater, Carl Gottfried Gnauck, war der erste gewählte Gemeindevorstand (1839-1851) in Kleindrebnitz nach der sächsischen Landgemeindereform. Er kaufte 1849 zusätzlich zum Stammgut das Erbgericht Kleindrebnitz vom Rennersdorfer Kammergutsverwalter [http://saebi.isgv.de/biografie/Johann_Gottfried_Nake_(1770-1855) Johann Gottfried Nake]. Es verblieb für drei Generationen im Familienbesitz. Die Eltern legten großen Wert auf eine gute Schulbildung ihrer Kinder. Weil in Großdrebnitz der Lehrer für 136 Schüler zuständig war, schickten sie ihren Sohn nach Bühlau in die Schule, um ihm einen optimalen Unterricht angedeihen zu lassen. Er wohnte in dieser Zeit bei einer älteren Schwester. Aufgrund der familiären Situation - es hatten außer ihm nur noch Schwestern überlebt - kaufte G. 1875 beide Güter von seinem Vater. ===Verdienste=== G. wurde als Gemeindeältester und Stellvertreter des Gemeindevorstands in den Gemeinderat und am 5. März 1887 zum Gemeindevorstand von Kleindrebnitz gewählt. Dieses Amt hatte er für die außergewöhnlich lange Zeit von 32 Jahren inne. Wichtige Errungenschaften seiner Amtszeit waren die Einrichtung einer Eisenbahnhaltestelle in Weickersdorf, der Bau des Kirchturms Großdrebnitz (beides mit aktiver Beteiligung von Kleindrebnitz) sowie die Einführung der Telegrafie im Dorf. G. arbeitete im Kirchen- und Schulvorstand für Groß- und Kleindrebnitz mit und bemühte sich als Mitglied bzw. Leiter der landwirtschaftlichen Vereine von Bischofswerda und Großdrebnitz um die Einführung moderner Produktionsmethoden. [[Carl Bruno Max Steglich|Prof. Bruno Steglich]] berichtete vor der [http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Ökonomische_Gesellschaft_im_Königreiche_Sachsen Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen] von G.s Beteiligung an der IX. Braugerstenausstellung in Dresden. Am 15. Januar 1903 war G. zudem Mitbegründer der örtlichen Spar- und Darlehenskasse, die sich der Förderung der dörflichen Wirtschaft verschrieben hatte. Zu den Selbstverständlichkeiten im Gemeinderat unter G. gehörte es, Bedürftige zu unterstützen. Die "Armenkasse" wurde mit ausreichenden Mitteln ausgestattet. In Notfällen, z. B. nach Bränden, bei Erwerbslosigkeit oder nach der Geburt unehelicher Kinder, erhielten die Betroffenen unbürokratische Hilfe. Das herausragende Ereignis in G.s Amtszeit stellt die Eröffnung des Bahnhofs Weickersdorf dar. Im 19. Jahrhundert war es den Oberlausitzer Bauern gelungen, zunehmend die Produktion von Rohmilch zu steigern, und 1903 war die Eisenbahnstrecke Görlitz-Dresden für den Milchtransport zu den Dresdner Molkereien und Großmärkten freigegeben worden. Gemeinsam mit dem Weickersdorfer Gemeindevorstand Hartmann hatte G. sich lange um die Errichtung eines Bahnhofs für Weickersdorf, Kleindrebnitz und die benachbarten Dörfer bemüht. Mit Unterstützung des aus Kleindrebnitz stammenden [[Max Neumeister|Dr. Max Neumeister]], seinerzeit Mitglied der sächsischen Eisenbahnkommission, gelang dieses wirtschaftlich bedeutsame Vorhaben schließlich und man beging am 1. Oktober 1909 im Beisein des [http://de.wikipedia.org/wiki/Sizzo_von_Schwarzburg Prinzen von Schwarzburg] die feierliche Einweihung. Kleindrebnitz beteiligte sich mit erheblichen finanziellen Mitteln am Bahnhof, der nahe der Ortsgrenze zwischen Weickersdorf und Kleindrebnitz gelegen ist. Den örtlichen Bauern wurde es dadurch möglich, die leicht verderbliche Rohmilch schneller an die Kunden auszuliefern. Zu den wichtigsten Abnehmern gehörte auch Pfunds Molkerei, wo wenige Jahre zuvor der Bischofswerdaer Mikrobiologe [[Walther Hesse|Dr. Walther Hesse]] die Pasteurisierung der Milch eingeführt hatte. Für seine Verdienste um das Dorf und seine Bewohner ist G. am 14. Mai 1912 von [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_III._(Sachsen) König Friedrich August III. von Sachsen] das Ehrenkreuz verliehen worden. ===Zusammenwirken mit dem Heimatforscher Bruno Barthel=== In dem bekannten Kirchschullehrer und Heimatforscher [[Ehregott Bruno Barthel|Bruno Barthel]] wusste G. stets einen guten Freund an seiner Seite. Zudem waren sein Sohn Oskar und seine Tochter Hedwig jeweils mit Kindern von B. Barthel verheiratet. G. leitete den von Barthel gegründeten landwirtschaftlichen Verein von Großdrebnitz und vertrat den Kantor Barthel beim sonntäglichen Orgelspiel. Auch die örtliche Spar- und Darlehenskasse hatten sie gemeinsam gegründet. Wenn etwas vertraulich bleiben sollte, korrespondierten sie in [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_Gabelsberger Gabelsberger Kurzschrift]. ===Vermächtnis=== So wie es G. von seinen Eltern kennen gelernt hatte, handelte auch er verantwortungsbewusst bei der Erziehung seiner Kinder. G. begriff Ausbildung als Investition in die Zukunft und ermöglichte damit auch jenen Kindern einen guten Start ins Leben, die nicht als Hoferben infrage kamen. Bildung beschränkte er aber nicht auf die Landwirtschaft - die meisten seiner Kinder lernten z. B. Klavier spielen. Als eine Schwester mit einem unehelichen Kind in Not geriet, nahm es G. zu sich und ermöglichte ihm eine Berufsausbildung zum Drogisten. Das Erbgericht Kleindrebnitz wurde 1911 von seinem Sohn Bruno übernommen. Als Gastgeber für verschiedene Vereine (Königl. sächs. Militärverein, Landwirtschaftsverein, Gesangsverein; unter dem Sohn Bruno auch der neugegründete Schachverein) war es zusammen mit dem Erbgericht Großdrebnitz zum Zentrum des dörflichen Lebens geworden. Der älteste Sohn Oskar folgte G. am 1. März 1919 im Amt des Gemeindevorstands. Am 29. August 1926 konnte das Ehepaar Gnauck noch gemeinsam das Fest der goldenen Hochzeit begehen. Im Jahr danach ist G. nach langsamem gesundheitlichen Verfall im Alter von 75 Jahren verstorben. Artikel zu Ernst Gnauck von Frank & Uwe Fiedler im Biographischen Lexikon der Oberlausitz, 2011